Halb-Asien und Frankreich Erlebtes und erinnertes Osteuropa in Literatur und Geschichte

Halb-Asien und Frankreich Erlebtes und erinnertes Osteuropa in Literatur und Geschichte
22. / 24. März 2012

Palais Universitaire, Salle Pasteur

Karl Emil Franzos bezeichnete mit „Halb-Asien“ eine Heimat, die sich im 19. Jahrhundert wie heute auf verschiedene Länder Osteuropas erstreckt: Galizien und die Bukowina, respektive Rumänien, Polen und die Ukraine. Als Kreuzungspunkt verschiedener Sprachen und Kulturen hat dieser Raum immer auch sichtbare und unsichtbare Verbindungen mit Frankreich unterhalten – eine Tatsache, die bisher in der Forschung weitgehend vernachlässigt wurde. So diente das 19. und 20. Jahrhundert hindurch die französische Sprache und Kultur in Halb-Asien als Referenz neben dem Deutschen. Daneben spielte Frankreich – Paris, aber auch das Elsass – eine entscheidende Rolle, sei es als erträumte oder erlebte touristische Destination, als neue Heimat oder Transit-Station für zahlreiche Intellektuelle aus Lemberg, Czernowitz, Brody und vielen anderen Orten. Man denke an Joseph Roth, Manès Sperber, Soma Morgenstern oder an den Tenor Joseph Schmidt. Nachdem einige literarische Werke ins Französische übersetzt wurden, entdeckte Frankreich Halb-Asien unter anderem durch die Schriften Paul Celans. Dieser hob im übrigen als einer der Ersten wieder die Bedeutung des Werks von Franzos hervor, eines zu Lebzeiten berühmten Autors, der lange in Vergessenheit geraten war.

Diese Tagung ist dem Dialog zwischen Ost- und Westeuropa gewidmet. Sie soll den historischen Grenzen am Rande Europas und an den Pforten Asiens nachspüren, um dort die verschiedenen kulturellen Schichten und die Verbindungen zu Frankreich aufzuzeigen. Daneben soll anhand von Erinnerungen und Vorstellungen, die oft durch romantische Visionen beeinflusst sind, sowie anhand von imaginären Reiseberichten in eine versunkene Welt der Blick Frankreichs auf diesen Kulturraum analysiert werden. Schließlich stellt sich die Frage nach dem Erbe Halb-Asiens und dessen verschiedenen – jiddischen, hebräischen, slawischen, österreichischen… – Kulturen im heutigen Frankreich.

Tagungssprachen sind Deutsch und Französisch.
Organisation

Charlotte Krauss (Université de Strasbourg)
Ariane Lüthi (Université de Haute-Alsace)
Geneviève Humbert-Knitel (Université de Strasbourg)

Author: admin

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